Jahresbericht 2024
Unser Jahresbericht 2024
Der weltweite Bedarf an Not- und Katastrophenhilfe war 2024 erschreckend hoch: Über 323 Millionen Menschen waren auf humanitäre Unterstützung angewiesen.
Zugleich wurde die Arbeit zunehmend gefährlicher. 390 humanitäre Helfer:innen kamen bei ihrer Arbeit ums Leben – so viele wie nie zuvor.
Help steht Menschen in Not trotz allen Herausforderungen unermüdlich zur Seite. Erfahren Sie, wo und wie wir im Jahr 2024 geholfen haben.
Was hat Help erreicht?
Unsere Projekte weltweit
Jahresrückblick 2024
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Zwischen Umbrüchen und Neuanfängen
Ein Jahr der Krisen, Gewalt und Hoffnung im Nahen Osten
Das Jahr 2024 war gekennzeichnet von einer weiteren Eskalation der Gewalt im Nahen Osten. Diese verschärfte die ohnehin schon kritische humanitäre Lage im Gazastreifen erheblich und destabilisierte das Leben seiner 2,1 Millionen Bewohner:innen weiter dramatisch. Die Ausweitung der Kampfhandlungen auf Ziele im Libanon und in Syrien hatte weitere Folgen für die zivile Bevölkerung. Tausende Menschen wurden getötet, über eine Million Menschen wurden vertrieben. Doch mit dem Machtwechsel in Syrien keimte auch Hoffnung.
Ein gefährlicher Ort für humanitäre Helfer:innen
Die humanitäre Notlage im Gazastreifen ist beispiellos. Der langanhaltende Konflikt hat enorme Zerstörungen verursacht. Das Gesundheitssystem ist hochgradig überlastet. Die Versorgungsketten sind zusammengebrochen. Das Schulsystem steht still. Für die Palästinenser:innen versiegen die Quellen der Stabilität und Hoffnung.
Help hat im vergangenen Jahr trotz beträchtlicher Hindernisse tausende Familien im Gazastreifen mit Lebensmittelpaketen, warmen Mahlzeiten und medizinischer Versorgung unterstützt. Unsere lokalen Partner nahmen erhebliche Risiken auf sich, um lebensrettende Hilfe für betroffene Menschen zu leisten. Denn die Kampfhandlungen in Gaza gefährden auch die Arbeit von humanitären Hilfskräften.
Die Zahl der Mitarbeiter:innen von Hilfsorganisationen, die während eines Einsatzes getötet wurden, erreichte 2024 einen neuen Höchststand seit Beginn der Aufzeichnungen 1997. 390 humanitäre Helfer:innen wurden bei Hilfseinsätzen weltweit getötet, davon 192 in den Palästinensischen Gebieten.
Angst vor weiterer Eskalation
Die Angriffe auf Ziele im Libanon und in Syrien lösten große Unsicherheit und Angst in der Region aus. Über eine Million Menschen aus dem Süden Libanons suchten infolgedessen Schutz im Norden des Landes. Mithilfe von lokalen Partnern konnte Help in den betroffenen Gebieten bedarfsorientiert und schnell reagieren und Notunterkünfte mit Matratzen, Kissen und Decken ausstatten.
Nach der vereinbarten Waffenruhe im November konnten wir Vertriebenen, die an ihre Wohnorte zurückkehren konnten, verzehrfertige Mahlzeiten, weitere Nahrungsmittel und Hygieneartikel bereitstellen. Trotz dieser Unterstützung sehen sich die Menschen mit enormen persönlichen Verlusten sowie Sachschäden konfrontiert und haben Angst vor einer weiteren Eskalation.
Syriens Zukunft nach dem Machtwechsel
Die Angriffe auf den Libanon zwangen auch hunderttausende schutzsuchende Syrer:innen, in ihre Heimat zurückzukehren – obwohl zu diesem Zeitpunkt noch viele Krisenherde des Bürgerkriegs schwelten.
Der 9. Dezember 2024 läutete in Syrien schließlich eine Zeitenwende ein. Nach fast 14 Jahren Krieg begann mit dem Machtwechsel eine neue Zeit für die Menschen des Landes. Millionen von Syrer:innen, die innerhalb und außerhalb des Landes vertrieben wurden, sehen erstmals Aussichten auf eine Rückkehr. Doch die humanitären Bedarfe sind noch immer enorm: Neun von zehn Menschen sind verarmt. Kritische Infrastruktur wie Straßen, Schulen, Krankenhäuser sowie Strom- und Wasserleitungen ist zerstört und der wirtschaftliche Zerfall ist allgegenwärtig. Wo einst Menschen lebten, stehen heute nur noch Trümmer.
Help ist seit 2008 in Syrien aktiv. Gemeinsam mit lokalen Partnern unterstützen wir Menschen in verschiedenen Landesteilen. Neben der Verbesserung der Hygienebedingungen in Flüchtlings- und Gemeinschaftsunterkünften fördert Help die Wiederbelebung der Landwirtschaft mit innovativen, ressourcenschonenden Ansätzen. Für rückkehrende Binnenvertriebene entstehen so neue Lebensgrundlagen in der Landwirtschaft.
Der Nahe Osten steht angesichts komplexer Krisen vor enormen Herausforderungen. Jahrelange Konflikte haben zu großen Verlusten und weitreichender Zerstörung geführt, was auch die Arbeit von humanitären Akteuren einschränkt. Für die Linderung der humanitären Not sind die Wiederherstellung des Friedens und die Achtung der Menschenrechte unabdingbar. Ein nachhaltiger Wiederaufbau kann jedoch nur mit Investitionen in die wirtschaftliche und soziale Stabilität der Region gelingen.
Ich und viele Syrer:innen in meinem Umfeld entscheiden uns bewusst für Optimismus, denn wir sind überzeugt davon, dass wir nur mit Optimismus die Zukunft gestalten können, die wir uns erhoffen.
Mirna Abboud, Help-Landesdirektorin in Syrien
Wirtschaftliche Resilienz für Kleinunternehmen im Libanon
Hilfe, die weiter wirkt
Der Libanon durchlebt seit Jahren eine wirtschaftliche, soziale und humanitäre Krise. Die Eskalation des Nahost-Konflikts verschärfte die Lage im September 2024 dramatisch. Rund 80 Prozent der Haushalte leben unterhalb der Armutsgrenze, während der Zugang zu Lebensmitteln, Strom und Gesundheitsversorgung für viele kaum gesichert ist.
Stark betroffen ist auch die nördliche Hafenstadt Tripoli, in der ein Fünftel der Bevölkerung Geflüchtete sind, die überwiegend aus Syrien kommen. Kleinunternehmen, die früher das wirtschaftliche Rückgrat des Landes bildeten, kämpfen heute ums Überleben.
Zuschüsse als einfache und flexible Methode
Gemeinsam mit einem lokalen Partner hat Help von Dezember 2023 bis Juni 2024 zum vierten Mal ein Projekt zur gezielten Förderung von Kleinunternehmen in Tripoli umgesetzt. Ziel war es, Selbstständige dabei zu unterstützen, ihre wirtschaftliche Existenz zu sichern und wieder selbstbestimmt für ihre Familien sorgen zu können.
29 Kleinunternehmen wurden im Rahmen des Projekts mit Bargeldzuschüssen in zwei Raten gefördert. Die Empfänger:innen konnten die Mittel flexibel einsetzen, beispielsweise für die Anschaffung von Maschinen und Werkzeug, für Renovierungen oder das Auffüllen von Lagerbeständen. Im Durchschnitt wurden jedem Unternehmen umgerechnet ca. 1.365 € zur Verfügung gestellt.
Diese vergleichsweise geringe Summe hatte spürbare Auswirkungen. Mehrere Monate nach Projektende zeigte eine Umfrage unter 27 der 29 Teilnehmenden erfreuliche Ergebnisse. Keine:r der Befragten musste Personal entlassen – 26 Prozent konnten sogar neue Mitarbeitende einstellen. 66 Prozent gelang es, zum Beispiel durch energieeffizientere Technologien wie Solarenergie, ihre laufenden Kosten zu senken. Ganze 95 Prozent der Teilnehmenden berichteten, nach Projektende die Grundbedürfnisse ihrer Familien sichern zu können.
Mit Makramee in die Selbstständigkeit
Für Zahra El Eter, Mutter von vier Kindern, ist Handarbeit eine Leidenschaft: Sie begann damit, für ihre Kinder Kleidung zu nähen. Mit der Zeit erlernte sie weitere Techniken wie Häkeln und Makramee. Sie erkannte eine Nachfrage auf dem Markt und aus dem Hobby wurde eine Einkommensquelle. Mit dem Zuschuss von Help konnte sie sich professioneller aufstellen und in eine Nähmaschine, Werkzeuge und hochwertige Materialien investieren. Heute stellt sie anspruchsvolle Makramee-Stücke für eine wachsende Kundschaft her und träumt davon, ein eigenes Geschäft zu eröffnen sowie eine Mitarbeiterin einzustellen.
Investitionen in eine stabilere Zukunft
Die Zuschüsse gaben den Gründer:innen die Möglichkeit, ihre Unternehmen aus eigener Kraft und nach eigenen Vorstellungen zu stärken und zu vergrößern. Mit Investitionen in ihre Fähigkeiten, Räumlichkeiten und Produkte investierten sie auch in eine stabilere Zukunft. Das Projekt in Tripoli zeigt, wie gezielte Unterstützung auf lokaler Ebene nachhaltige Wirkung erzielen kann. Unser Projekt stärkte die wirtschaftliche Resilienz und soziale Stabilität der Menschen in einer Zeit, in der neue Perspektiven dringend benötigt werden.
Die Maßnahme ist Teil einer erfolgreichen Projektreihe, durch die bis heute bereits 144 Unternehmer:innen im Libanon gefördert werden konnten. Die dabei gewonnenen Erfahrungen bilden eine solide Grundlage für weitere Vorhaben dieser Art.
Gesichter von Help
Vier internationale Mitarbeiter:innen von Help berichten von ihrer Arbeit.
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Ihre Hilfe wirkt
Dank effizienter Projektplanung im Jahr 2024 konnten wir das Leben von Millionen Menschen verbessern und nachhaltige Veränderungen bewirken.
Unsere Projektausgaben beinhalten die unmittelbare Projektumsetzung, Qualitätssicherung, Logistik sowie materielle Ausgaben vor Ort
Mit unserer satzungsgemäßen Bildungs-/Öffentlichkeitsarbeit sowie Spendenwerbung informieren wir über unsere Arbeit und werben Fördernde, die unseren Projekten beim Wachsen helfen.
Eine gut funktionierende Verwaltung bildet die Grundlage unserer Arbeit und ermöglicht die effiziente und professionelle Arbeit unseres Vereins.
Unsere Partner weltweit
In vielen humanitären Kontexten haben internationale Akteure wie Help oft nur eingeschränkten Zugang und begrenzte Erfahrung. Lokale Organisationen sind deshalb für den Erfolg unserer Arbeit unentbehrlich: Mit ihrem Wissen und ihrer Nähe zu den betroffenen Gemeinschaften können sie schneller und effektiver Hilfe leisten.
Dieser lokalisierte Ansatz ist eine der Kernstrategien von Help und steht für aufrichtige sowie vertrauensvolle Partnerschaften auf Augenhöhe und einem bewussten Umgang mit Machtverhältnissen.
RSDO in Afghanistan
In ihrer langjährigen Partnerschaft konnten RSDO (Razi Social Development Organization) und Help bereits zahlreiche humanitäre Nothilfeeinsätze in Afghanistan durchführen und tausenden jungen Menschen durch Berufsausbildungen bessere Perspektiven eröffnen. Die Organisation setzt sich seit der Gründung im Jahr 2008 für gesellschaftlich und wirtschaftlich marginalisierte Menschen im Westen des Landes ein. Mit einem tiefgreifenden Verständnis für die örtlichen Gemeinschaften und Behörden investieren sie vor allem in den Ausbau von Bildungsangeboten sowie in die Ernährungs- und Einkommenssicherung.
Afghanistan befindet sich in einer schweren humanitären Krise, in der über die Hälfte der Bevölkerung von Armut und Hunger betroffen ist. Besonders abgelegene Dörfer sind aufgrund fehlender Infrastruktur oft von Hilfe abgeschnitten.
Im aktuellen Projekt stellen RSDO und Help 20.000 Haushalten in der Region Bargeldhilfen zur Verfügung. Die Summe orientiert sich dabei am Geldwert eines Lebensmittel- oder Winterhilfepakets. Projektteilnehmende können das Geld jedoch nach individuellem Bedarf einsetzen. Umfrageergebnisse zeigen, dass die Familien mit dem Bargeld vor allem Lebensmittel und Haushaltsgegenstände kaufen oder Kosten für medizinische Versorgung oder Bildung decken. Um Frauen und Mädchen in der aktuell repressiven Situation besser zu unterstützen, stellen die Teams zusätzlich Hygiene-Kits mit Menstruationsprodukten bereit.
UGEAFI in der Demokratischen Republik Kongo
In den vergangenen sechs Jahren hat Help gemeinsam mit UGEAFI (Union des Groupes d’Etudes et d’Actions pour le Développement de Fizi-Itombwe) mehr als 13 Projekte im Osten des Landes durchgeführt. Mit über 22 Jahren Erfahrung unterstützt UGEAFI vor allem ländliche Gemeinden dabei, ihre Lebensbedingungen durch Investitionen in die nachhaltige Landwirtschaft sowie das Gesundheits- und Bildungssystem zu verbessern.
Der Osten der Demokratischen Republik Kongo ist seit vielen Jahren von anhaltenden bewaffneten Konflikten und einer dramatischen humanitären Krise geprägt. Die Sicherheitslage ist extrem angespannt. Die Menschen in der Region leiden unter massiver Gewalt. Vertreibungen sind Teil des Alltags geworden, während die medizinische Versorgung oft nicht gewährleistet ist.
Als die Kämpfe Ende 2024 weiter eskalierten, beschlossen Help und UGEAFI, sich auf die Versorgung von Binnenvertriebenen in und um Goma zu fokussieren. UGEAFI stattet Gesundheitseinrichtungen und Flüchtlingsunterkünfte mit flüssigem Chlor aus, welches unter anderem bei der Wundversorgung sowie der Reinigung von (Trink)-Wasser zum Einsatz kommt. Damit trägt das Team maßgeblich zur Prävention von Infektionskrankheiten wie Cholera und damit auch zur Verhinderung von Epidemien in eng bewohnten Notunterkünften bei.
Nothilfe im Kongo
Erfahren Sie, wie UGEAFI und Help notleidende Menschen im Kongo unterstützt hat.
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Ausblick
Mitten im Jahr 2025 und nach einer vorgezogenen Bundestagswahl können wir schon jetzt sagen: Der deutsche Etat für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit wird weiter zurückgehen – aus unserer Sicht ein schwerer Fehler. Mit der Abwicklung der US-Entwicklungsbehörde USAID wird die Situation für Millionen von Menschen weltweit weiter verschärft.
Für Help gab es 2024 aber auch ermutigende Entwicklungen: Der klare Trend zur Lokalisierung. Die von uns entwickelte Help Localisation Facility (HLF) wird seit Ende 2024 vom Auswärtigen Amt als Globalprogramm gefördert und in der Ukraine pilotiert. Dieser Ansatz steigert die Wirksamkeit vieler Hilfsmaßnahmen und stärkt die Resilienz betroffener Gemeinschaften nachhaltig.
In einer Welt im Wandel braucht es jetzt Mut zum Zusammenhalt, um gemeinsam für Menschlichkeit einzustehen und weiterhin mit aller Kraft denjenigen zu helfen, die unverschuldet in Not geraten. Genau dafür steht unsere Organisation “Help – Hilfe zur Selbsthilfe”. In diesen schwierigen Zeiten ist Ihre Unterstützung wichtiger denn je!
Herzlichst,
Ausführlicher Jahresbericht als PDF
In der barrierefreien PDF-Version unseres Jahresberichts erhalten Sie Informationen zu allen laufenden Projekten im Jahr 2024, den Bericht des Vorstands, den Finanzbericht, eine Übersicht unserer Gremien, eine Auflistung unserer Dienstleister und vieles mehr.